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Montag, 5. November 2012

Morgen

Foto zum Film «Morgen»

Trostlos ist das Leben an diesem einsamen Landstrich an der rumänischungarischen Grenze. Ein Ort, an dem viele illegale Einwanderer versuchen, nach Westeuropa zu gelangen. Nicht so Nelu: Er fährt nach Ungarn, um seiner grossen Leidenschaft nachzugehen, dem Fischen. Eines Morgens fischt er allerdings etwas ganz anderes aus dem Wasser: einen türkischen Mann, der versucht, die Grenze zu passieren. Ohne Worte verstehen sich die beiden Männer. Anstrengend ist die Begegnung aber trotzdem, denn der Gast will nach «Alyman!» und Nelu kann nur mit «Morgen!» antworten.

Nelu lebt mit seiner Frau auf seinem lotterigen Hof. Er steckt den Verlorenen in den Kartoffelkeller, um ihn vor der Polizei zu schützen, und hilft ihm, über die Grenze zu gelangen; doch will dies nicht wirklich gelingen. Der Gast wird langsam zu einem grösseren Ärgernis, denn er steht nach jedem Fluchtversuch jeweils wieder vor der Tür, und die Grenzpolizei rückt Nelu und seiner Frau deswegen auf die Pelle.

Marian Crisan zeichnet in seinem langsamen, herben Spielfilmerstling das Bild einer knorrigen Freundschaft. Langsame Filme sind nicht unbedingt langweilig. «Morgen» jedenfalls ist alles andere als öde. Mit dramaturgischer Gelassenheit und Gespür für skurrile Tableaus baut er eine tragische Geschichte von wundersamer Lakonie.

«Morgen», Marian Crisans Kinodebüt und ein hinreissendes Plädoyer für eine etwas andere Völkerverständigung, erhielt 2010 den Spezialpreis der Jury am Filmfestival von Locarno.

2012/2013 Sechzig Jahre

Eintritt: je CHF 15
Mitglieder: gratis